Alle Großmuscheln Mitteleuropas
sind in ihrem Bestand gefährdet und
stehen in den landes- und
bundesweiten „Roten Listen der
gefährdeten Tiere“. Dabei ist
besonders die Bachmuschel (Unio
crassus) in ihrem Vorkommen so
stark bedroht, dass sie gemeinsam mit der Flussperlmuschel
(Margaritifera margaritifera) und der Abgeplatteten
Teichmuschel (Pseudanodonta complanata)in der höchsten
Gefährdungsstufe geführt wird. In der
Bundesartenschutzverordnung wird Unio crassus als
„besonders geschützt“ sowie in der FFH- Richtlinie der
Europäischen Union in den Anhängen II und IV genannt.
Aufgrund dessen ist sie insbesondere auf
artenschutzrechtlicher Ebene Gegenstand von
Untersuchungen im Rahmen geplanter Baumassnahmen an
Fließen.
Den natürlichen Lebensraum von
Unio crassus stellen sauerstoffreiche
Fließgewässer mit strukturierten
Substrat und abwechslungsreicher
Ufergestaltung dar. Es werden
Bachmittelläufe (untere
Forellenregion) bis hin zur Kaulbarsch- Flunderregion
(Flussunterläufe) besiedelt. Den Hauptverbreitungsraum der
Art bilden jedoch die Abschnitte vom Bachmittel- bis zum
Flussmittellauf.
Bevorzugt wird eine schnelle bis
mäßige Fließgeschwindigkeit. Die Art
stellt hohe Ansprüche an die
Wasserqualität. Insbesondere erhöhte
Nitratwerte werden von den
Jungtieren nicht ertragen. Neben
naturnahen Fließgewässerstrukturen und einer guten
Wasserqualität bildet das Vorhandensein eines geeigneten
Wirtsfischbestandes einen wesentlichen
besiedlungsbestimmenden Faktor. Wichtig ist zudem ein
ausreichend großer Bestand um die erfolgreiche Reproduktion
der getrenntgeschlechtlichen Art zu gewährleisten.
Bereits die nachteilige Veränderung
eines dieser Parameter kann zu
erheblichen Beeinträchtigungen der
Vorkommen der Bachmuschel führen.
Aus diesem Grund müssen kurz- und
längerfristige Auswirkungen von
Maßnahmen auf die einzelnen Parameter bei Bewertungen
betrachtet werden.
Um die Populationen in ihren
Erhaltungszuständen nicht negativ zu
beeinträchtigen, wird in vielen Fällen
im Rahmen von CEF-Massnahmen
eine Umsiedlung durchgeführt.
Vollständige Bergungen aller
auftretenden Muscheln sind an Gewässern jedoch nahezu
unmöglich. Gerade die eingegrabene Lebensweise der
Muscheln, Standorte innerhalb schwer erreichbarer Choritope
(z.B. Wurzeln, Blockpackungen) und die mögliche Überdeckung
von Tieren mit verschiedenen Materialien (z.B. Vegetation,
Totholz, Falllaub) machen eine vollständige Bergung nahezu
unmöglich. Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass die
vermutlich effizienteste Bergungsmethode an Fließgewässern
die Trockenbergung inkl. mehrerer Nachbegehungen darstellt.
Dagegen ist die systematische Durchsiebung der
Gewässersohle aus den verschiedensten Gründen (z.B. sehr
hoher Zeitaufwand, oft fehlende Sicht auf Bergungsbereiche,
höhere Gewässertiefen, heterogene und schwer
durchsiebbare Sohlsubstrate, sohlüberdeckende
Wasservegetation) oft deutlich weniger erfolgreich. Bei der
Tauchbergung ist zumindest ein Teil der limitierenden Faktoren
der Bergung mittels Durchsiebung der Gewässersohle
kompensierbar. Trotzdem muss auch hier davon ausgegangen
werden, dass ein (kleiner) Teil der Muscheln übersehen wird.
Großmuscheln